Einbau der NEST Unit

Einbau der NEST Unit

Ein Tag, zwei Kräne und ein eingespieltes Team: Am 21. November 2017 platzierten die Holzbauer der österreichischen Firma Kaufmann Zimmerei und Tischlerei die sieben vorgefertigten Module der neuen Unit „Urban Mining & Recycling“ mit höchster Präzision zwischen den auskragenden Plattformen von NEST, dem Forschungs- und Innovationsgebäude von Empa und Eawag in Dübendorf (ein Video des Installationsvorgangs findet sich unter https://www.youtube.com/watch?v=XCM3UaIPxy0). In den kommenden Wochen folgt der Innenausbau, die Wohnung wird im Frühjahr 2018 bezugsbereit sein und Platz für zwei Bewohner bieten.

Die NEST-Unit «Urban Mining & Recycling» ist gleichzeitig Wohnung, Materiallager und Materiallabor. Der Unit liegt die Idee zugrunde, dass alle zur Herstellung eines Gebäudes benötigten Ressourcen vollständig wiederverwendbar, wiederverwertbar oder kompostierbar sein müssen. Verantwortlich für das Konzept zeichnen Werner Sobek, der Leiter des Instituts für Leichtbau Entwerfen und Konstruieren der Universität Stuttgart und Inhaber der Werner Sobek Group, gemeinsam mit Dirk E. Hebel und Felix Heisel vom Fachgebiet Nachhaltiges Bauen am Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Generalunternehmer des Bauprojekts ist die Kaufmann Zimmerei und Tischlerei. In deren Werk im österreichischen Reuthe wurden in den letzten Wochen die sieben Module vorfabriziert, die zusammen die neue Unit bilden.

Das Tragwerk sowie grosse Teile der Fassade bestehen aus unbehandeltem Holz. Die Innovation liegt in den Verbindungen und einem materialgerechten Einsatz: Sämtliche Verbindungen des auf Zug und Druck beanspruchten Systems können einfach rückgängig gemacht werden. Auf Klebeverbindungen wird zugunsten von Steck- und Schraubverbindungen verzichtet. Das eingesetzte Holz wird so verwendet, dass eine sonst übliche Beschichtung nicht nötig ist und somit die sortenreine Wiederverwertung bzw. eine rein biologische Kompostierung möglich wird.

Die Fassade besteht darüber hinaus aus Aluminium und Kupfer. Beide Metallarten können sortenrein eingeschmolzen und rezykliert werden. Im Innenbereich werden verschiedenste, seriell verarbeitete Bauprodukte eingesetzt, deren unterschiedliche Materialien sortenrein und rückstandsfrei in ihre jeweiligen Stoffkreisläufe zurückgeführt werden können. Unter anderem kommen hier gewachsene Wandplatten aus dem Pilzbestandteil Myzelium, innovative Recyclingsteine, wiederverwertete Isolationsmaterialien, sowie geliehene Bodenbedeckungen zum Einsatz. Durch derartige neue Material-Leasingkonzepte hinterfragt die Unit auch die bestehenden wirtschaftliche Konzepte in der Bauindustrie. In einem zweiten Bauabschnitt wird die Unit dann durch eine bereits vorinstallierte Solarthermieanlage  auch Forschungsfragen zur nachhaltigen Energienutzung thematisieren.

In den nächsten Wochen wird die Unit „Urban Mining & Recycling“ mit dem NEST-Backbone verbunden und der Innenausbau fertiggestellt. Die offizielle Eröffnung findet Anfang Februar 2018 statt. Kurz darauf sollen bereits die ersten beiden Bewohner in die neue Wohn-Unit einziehen und die dort verwendeten Materialien einem Praxistest unterziehen.

 

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